„Gandalf vs. Voltron“
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich über die Reaktionen auf mein erstes Crafting Entwicklertagebuch sehr gefreut habe. Mir liegt das Thema besonders am Herzen, und offensichtlich ist es der Der Herr der Ringe Online™ Community ebenfalls wichtig. Ich war schon immer der Meinung, dass ein gutes Crafting-System für die Community bei einem MMO eine tragende Rolle spielt, weil es engagierten Spielern erlaubt, ihre Talente auszuspielen und sich so einen Ruf zu erweben. Und wie ich an den Reaktionen sehe, sind wir uns zumindest in diesem Punkt einig. Na, das ist doch was!
Bereits kurz nachdem das erste Entwicklertagebuch erschienen war, begann Ramen zu nerven, dass ich eine Fortsetzung schreiben sollte. Sie weiß recht gut, wie man jemanden überzeugt* und so stimmte ich schnell zu. Im Grunde wollte ich sowieso noch ein paar Fakten zu dem Thema mitteilen, und dies ist die beste Gelegenheit dazu.
Als erstes möchte ich die Frage beantworten, die mir am häufigsten gestellt wurde, und zwar definitiv und verbindlich**: Was sind diese Berufungen und Berufe, und was haben sie miteinander zu tun? Unten sehen Sie ein Diagramm der sieben Berufungen: Rauten sind „produktive Berufe” – also Fähigkeiten, mit denen man Dinge herstellen kann. Kreise markieren „Sammler-Berufe” – also Berufe, bei denen man Material sammelt, um daraus dann Dinge herstellen zu können.
Sie werden sicherlich bemerken, dass es sieben Berufungen und sieben produktive Berufe gibt. Ganz schön clever! Abgesehen vom Gelehrten (der sein Material beim Plündern findet) wird bei allen produktiven Berufen Material von einem anderen Berufsstand benötigt. Es gibt also verschiedene Berufungen, die es Ihnen möglich machen, ein Schneider zu werden. Aber nur eine davon erlaubt es Ihnen auch, Förster zu werden, wodurch dann die nötigen Materialien zum eigenen Gebrauch geliefert werden. Na, verwirrt? Werfen Sie einfach einen Blick auf das praktische Schaubild!
(klickt auf das Bild für größere Darstellung)
Rot markierte Berufe sind unterstützte produktive Berufe, [MEHR]weil sie auch die dazugehörige Sammel-Fähigkeit haben, um den eigenen Bedarf decken zu können. Berufe in orange haben keine Unterstützung – die müssen sich ihr Rohmaterial von anderen Spielern holen. Sammler-Berufe in hellgrün sind nicht-unterstützend – sie haben dann keinen direkten Nutzen für Ihr überschüssiges Material, während alle Leute mit den orangenen Rauten vor Ihrer Hütte Schlange stehen werden!
Ziemlich häufig wurde auch die Frage gestellt, was bei den produktiven Berufen denn nun eigentlich hergestellt wird. Und wieder bin ich zur Stelle, um zu helfen.
Waffenschmied
Der Waffenschmied ist natürlich der Hauptanbieter von Nahkampfwaffen. Schwerter, Dolche und Äxte jeder Art sind sein Fachgebiet, angefangen bei Trainingswaffen aus Bronze bis hin zu Waffen nach überliefertem Design und ruhmreichen Ansehen.
Schmied
Rüstungen aus Metall und robuste Schilde sind die Domäne des Schmieds. Anfangs mögen Ihre Produkte noch schlicht sein, aber mit der Zeit wird sich Ihr Talent zeigen, und Sie werden aus feineren Materialien bessere Objekte herstellen können.
Schneider
Ein begabter Schneider kann einfache Kleidung aus einfachem Tuch machen, aber mit etwas Zeit und Übung kann er Kleider von großer Schönheit fertigen, die dem Träger einen erheblichen Schutz verleihen. Der Schneider kann auch mit Fell arbeiten und Lederrüstungen erstellen – leicht, zäh und gut zum Reisen geeignet.
Juwelier***
Einfacher Zierrat und hübsche Objekte sind das Kerngeschäft der Juweliere. Außerordentlicher Schmuck jedoch kann die Gestalt und Zuversicht eines Abenteurers verbessern, und ein geschickter Juwelier kann wahre Kunstwerke schaffen.
Holzarbeiter
Wie jeder Bogenschütze zu berichten weiß, sind mehr als nur Stock und Schnur nötig, um eine anständige Waffe zu fertigen. Der Holzarbeiter ist ein hervorragender Bogenmacher, aber zu seiner Zunft gehören unter anderem auch Stäbe und Speere. Ein Holzarbeiter-Meister kann Waffen fertigen, die selbst ein elbischer Held voller Stolz auf einem Schlachtfeld führen wollte.
Koch
Ein langer Marsch fällt nicht so schwer, wenn am Ende das Versprechen einer ordentlichen Mahlzeit lockt. Auch wenn es kein hochgeistiges Talent zu sein scheint: Ein guter Koch ist doch der beste Freund eines jeden Abenteurers.
Gelehrter
Der wohl geheimnisvollste aller Berufe: Der Gelehrte sammelt Fragmente verlorener Lehren und versucht Ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Dadurch kann er Schriftrollen produzieren, die bei anderen Berufsständen die Chance erhöhen, ein Werk von außergewöhnlicher Qualität zu fertigen. Andere praktische Ergebnisse könnten zum Beispiel Informationen sein, wie bestimmte Gegner (Orks, Trolle, Untote) am besten zu bekämpfen sind. Oder Heilmittel für Krankheiten.
Sie wollten mehr Details? Nun, hier sind sie. Das letzte Thema, das ich im Detail behandeln wollte, verdient wohl eher ein eigenes Tagebuch: der Bauer. Warum? Weil es wirklich ein eigenständiger Bereich ist. Ein wenig Ressourcen sammeln, ein wenig Slot-Machine-Minigame spielen, und vielleicht ein bisschen Hobbit- Schabernack … tolle Sache!
Abschließend möchte ich noch etwas ansprechen, das in Diskussionen schon ein paar Mal angeklungen ist. Und das ist der allgemeine Stärkegrad des Craftings im Speziellen, und vom Spiel im Allgemeinen. Sicherlich haben Sie sich oder einem Freund schon einmal eine Frage gestellt in der Art von: „Wer würde einen Zweikampf gewinnen, Gandalf oder Voltron***?” Diese oder artverwandte Fragen nehmen immer einen ganz besonderen Platz in klassischen Diskussionen unter Fans ein. Immer wenn man mit der Lizenz von so weltbekannten Figuren zu tun hat und dann Spieler mitmischen, kommt die Frage auf: „Wie würde ich dabei abschneiden?”
Das gilt natürlich ganz besonders für Der Herr der Ringe Online™. Vielleicht fragen Sie sich: „Ich bin ein max-level Champion. Ich habe unzählige gefährliche Monster bezwungen. Rein theoretisch, könnte ich Eomer im Zweikampf besiegen?” Oder Sie fragen sich: „Ich bin ein Waffenschmied-Meister. Sind meine Schwerter auf dem Niveau von Stich? Oder gar Narsil?” Auf zwei Dinge möchte ich in diesem Zusammenhang hinweisen:
Der erste Punkt ist: In Entwickler-Tagebüchern wie diesem wird nicht jedes einzelne Wort auf die Goldwaage gelegt. Ganz anders als die Details im fertigen Spiel. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass den Fans bei einigen meiner Aussagen die Haare zu Berge stehen. Denn ich persönlich bin nicht unbedingt ein Tolkien-Experte, und ich muss (und kann) mich darauf verlassen, dass unsere Experten mich schließlich auf den rechten Pfad führen. Okay, ich weiß natürlich, dass Goldbeere nichts zum Essen ist, aber irgendwo zwischen meinem Gebrabbel und den Inhalten im Spiel tauchen dann irgendwann trotzdem unsere Tolkien-Experten auf, die mich panisch anschreien …
Der zweite Punkt ist etwas delikater. Charaktere und Gegenstände, die Teil der Geschichten der Spieler sind, existieren in gewisser Weise parallel zu den Büchern. Es spielt keine Rolle, ob Ihr Charakter Sam beim Armdrücken besiegen könnte, weil es in unserem Spiel niemals eine solche Situation geben wird. Oder Sie können auf die Idee kommen, zu zählen, wie viele Attacken die Gefährten benötigen, um einen Höhlentroll zu töten. Um dann zu versuchen, mit Freunden im Spiel auf das selbe Ergebnis zu kommen. Mein Tipp: Lassen Sie’s! So funktioniert das Spiel nicht, und das ist auch nicht unser Ziel, wenn wir dem Spiel die richtige „Balance“ geben wollen.
Das war’s für dieses Tagebuch. Wie immer bin ich gespannt, Ihre Meinungen und Kommentare im Forum zu erfahren – und vielleicht sogar eine Anregung für ein neues Tagebuch-Thema.
Nik Davidson
Lead Game Systems Designer
Der Herr der Ringe Online™: Die Schatten von Angmar™
* Das Gespräch lief etwa so ab:
Ramen: „Nik, wir müssen der Community eine deiner Nieren geben, um ihren Hunger nach Fleisch und Blut zu stillen.”
Ich: „Öh, was? Nein!”
Ramen: „Warum kannst du nicht mal an das Team denken? Ihr Designer seid immer so unkooperativ. Na gut, kannst du dann wenigstens ein zweites Crafting-Tagebuch schreiben, um den Hunger der Community nach Informationen und Updates zu stillen?“
Ich: „Klingt gar nicht so schlecht…”
** Definitiv und endgültig – solange bis ich etwas anderes behaupte.
*** Wir sprechen hier von der Löwen-Variante von Voltron, denn die Fahrzeug-Version war doch ziemlich lahm. Voltron hat auf jeden Fall einen Größenvorteil, das ist offensichtlich. Allerdings muss Voltron auch immer ziemlich einstecken in der Anfangsphase seiner Kämpfe gegen Weltraumechsen, Alienroboter und was in der alten Zeichentrickserie sonst so seinen Weg kreuzte – bis er dann dieses Flammenschwert geformt hat, was zum schnellen Sieg führte. Nun, und da liegt das Problem bei der Sache: Basiert dieses Schwert tatsächlich auf dem Element Feuer? Nun, in dem Fall hat Gandalf auf jeden Fall ein Ass im Ärmel – in Form von Narya. Voltron zückt also sein Flammenschwert, Gandalf zeigt den Kindern, dass ihm das schlecht animierte Feuer nichts anhaben kann, und dann Zack, ist es vorbei, weil Gandalf … äh, weiß nicht, einen brennenden Kiefernzapfen oder so schleudert …